Tassilo! Frisch zurück aus dem heißen Malaysia, mit Silber im Gepäck! Nun ging es direkt in die Weihnachtsferien… Wie sehr hast du die letzten zwei Wochen genossen?
T: Ja, die letzten Wochen waren für mich ein sehr besonderes Erlebnis. Seit Weihnachten habe ich aber auch die freie Zeit jetzt sehr genossen. Als Zuschauer sieht man ja meist nur die zwei Wochen während des Turniers. Mit den ganzen Vorbereitungslehrgängen davor war es jedoch schon anstrengend in der letzten Zeit. Wobei ich mich auch schon wieder aufs Training freue. Die WM ist ein Ereignis, bei welchem man Hockey auf dem höchsten Niveau spielt. Jedes einzelne Spiel hat mir unfassbar viel Spaß gemacht, ich habe in jedem Spiel versucht alles zu geben. Das war eine super Sache, auf die ich natürlich mega stolz bin.
Kurz nach dem Finale hat man Dir den Frust über die sehr knappe Niederlage angemerkt… Nun nach ein paar Tagen: Was überwiegt? Das so starke Turnier Eurer Truppe oder haderst Du gedanklich noch mit dem Endspiel?
T: Das stimmt, direkt nach dem Finale war ich sehr enttäuscht, weil es echt so knapp war. Kleinigkeiten haben das Spiel entschieden. Doch im Nachhinein bin ich und auch die gesamte Mannschaft sehr glücklich über das, was wir dort abgeliefert haben. Zum einen, weil wir uns das anfangs nicht ganz zugetraut haben und zum anderen weil es ein Ergebnis sehr harter Arbeit war. Aber als wir dann im Finale waren, wollten wir natürlich auch gewinnen. Ich denke, dass der Verband sehr zufrieden mit dem 2. Platz ist, jedoch nervt es mich persönlich schon immer noch etwas.
Nimm uns mal zu Deiner Mannschaft. Ihr seid ungeschlagen durch die Gruppe gerauscht, habt dann Australien und Spanien ausgeschaltet und standet auf einmal im Finale gegen Gruppengegner Deutschland? War das Euer Plan, gab es ein Turnier-Ziel?
T: Wir wollten schon die Gruppe überstehen, das war das erste Ziel und so haben wir es intern auch kommuniziert. Also der 2. Gruppenplatz. Als wir dann sogar Gruppensieger nach den 3 Spielen waren, hatten wir ein superschweres Spiel gegen Australien… Da haben wir dann nicht mehr genauer drüber gesprochen und den Schwung nach jedem einzelnen Spiel mitgenommen.
Die Besonderheit am Finalgegner Deutschland war, dass Ihr die Jungs bereits in der Gruppe schon schlagen konntet. Was hat das mit Euch vor dem Finale gemacht? Hast Du es eher als Vor- oder Nachteil erlebt?
T: Ja tatsächlich war das schon etwas komisch. Ich persönlich habe mich dadurch sehr motiviert, weil wir die einzigen waren, die Deutschland bis dahin geschlagen haben. Im Endeffekt haben sie sich natürlich auch besser oder sagen wir mal anders eingestellt. Es ist sehr schwierig hier zu sagen ob es einen Vor- oder Nachteil gab. Das Spiel war so knapp und es haben Kleinigkeiten den Ausschlag gegeben und keine besondere Taktik.
Tobi Jordan, welchen Du als Deinen Trainer bei den 1.Herren kennst, hat die deutsche U21 bei der WM als Co-Trainer unterstützt. Wie hast Du Ihn bei den Duellen erlebt? Berichte uns von einem Schlüsselmoment im Finale (vom Videoturm ;-)).
T: Ja, das war durchaus anders, ihn in einer anderen Farbe zu sehen. Zudem stand er meist noch auf dem Videoturm. Im Finale gab es eine Situation, wo nach einer Aktion ein deutscher Spieler versuchte den Videobeweis zu nehmen, was aus Tobis Sicht wohl nicht so clever gewesen wäre. Das hat er dann auf seine Art versucht auszudrücken, um noch ins Geschehen einzuwirken. Das war schon witzig, auch wenn ich erst jetzt darüber lachen kann.
Parallel zur WM hast Du immer mal wieder in den DSD Livestream geschaut, um die Spiele Deiner Mannschaft, den 1. Herren, in der Hallenbundesliga zu verfolgen. Wie war das für Dich und konntest Du etwas Interesse Deiner Mitspieler wecken? Spielen die Franzosen auch Halle in Ihren Clubs?
T: Erstmal möchte ich dazu sagen, wie super der Livestream wieder war und allen Beteiligten ein großes Lob aussprechen. Durchaus sind die meisten Franzosen echt hallenbegeistert und interessiert, da musste ich dann schon das ein oder andere mal unsere Situation in der Liga etc. erklären und erläutern wie unsere Ambitionen sind. Auch die anderen Jungs haben Ihre Teams unterstützt und man hat echt gemerkt, dass sie schon Respekt vor dem Niveau des deutschen Hallenhockeys haben.
In der Nacht vor dem Finale habe Deine Jungs der 1. Herren ein wichtiges Heimspiel vs. SWK in der Hallenbundesliga gehabt, welches Du aufgrund der Zeitverschiebung und der Finalvorbereitung nicht schauen konntest. Nach dem Spiel wurde noch ein kleines Grußvideo aufgenommen. Wie war der Morgen für Dich?
T: Ja der Morgen war für mich sehr besonders. Ich war am Abend davor schon etwas aufgeregt, wegen des Finals. Als ich dann das Video gesehen habe, habe ich mich sehr gefreut und auch den anderen Jungs gezeigt, weil es echt nochmal irgendwie eine besondere Atmosphäre geschaffen hat. Gerade von einem Verein aus Deutschland… auch wenn die Unterstützung natürlich eher mir galt und nicht aufgrund des Finalgegners. Ich habe echt super viele liebe Nachrichten aus dem DSD-Umfeld bekommen, das war richtig wichtig und besonders für mich. Nochmal vielen Dank an alle für die tolle Unterstützung. Das hat mir echt viel Selbstvertrauen gegeben. Das Video mit der ganzen Mannschaft war dann echt ein Highlight. Ich glaube auch, dass ich deswegen nach dem Finale sagen kann, dass es eines meiner besten Spiele war vom Gefühl her…
Das Finale wurde wegen des Dauerregens mehrmals zeitlich nach hinten verschoben. Erzähl uns wieso du trotzdem vor Abfahrt zum Platz im Zeitstress warst?
T: Haha, ja! Erst hieß es, dass sich die Abfahrt verschiebt und normalerweise dusche ich vor dem Spiel bzw. der Abfahrt immer um nochmal irgendwie etwas wacher zu sein. Das habe ich dann in meinem Kopf erstmal verschoben und habe angefangen zu telefonieren. Dann habe ich etwas zu lange mit meiner Familie gesprochen und dann hieß es auf einmal Abfahrt in 10 Minuten, wieso ich mich dann sehr beeilen musste.
Abgesehen vom Geschehen auf dem Platz, ist das Erlebnis rund um den Hockeysport dort drüben schon etwas anders als hier, oder?
T: Ja auf jeden Fall. Trotzdem muss ich sagen, dass ich mir gewünscht hätte, dass die Zuschauerzahl etwas höher ist, vor allem in den Gruppenspielen. Da war echt nicht so viel los. Das hat in dem Stadion, in dem glaube ich knapp 12.000 Plätze sind, dann etwas komisch gewirkt. Das Stadion an sich hat das Erlebnis aber auch nochmal besonders gemacht. Ab dem Halbfinale war es dann schon etwas anderes. Mit Polizeieskorte zum Spiel und die Kameras schon beim Aussteigen aus dem Bus, das war schon lustig. Unter unserem Hotel gab es eine große Mall, bei welcher man beim Durchlaufen auch das ein oder andere Mal von den Einheimischen angesprochen wurde.
Hast Du einen speziellen Moment während der WM oder der Reise, der Dir besonders stark in Erinnerung geblieben ist?
T: Ja, ich denke es ist die Abschlussecke gegen Australien, wo ich den Ball glücklicherweise von der Linie entschärfen konnte. Kurz danach war dann endlich der Abpfiff. Einerseits ist sowas als Verteidiger schon einer der wichtigen Momente, wobei ich auch gerne ein Tor geschossen hätte. Und ich glaube auch, weil das Viertelfinale schon so der Schlüsselmoment in der Mannschaft war, wo wir alle angefangen haben zu realisieren, dass wir es echt ins Finale schaffen können. Das hat man dann auch im Team gemerkt.
Nun hast Du in dieser Woche schon ein paar mal den Hallenschläger in der Hand gehabt. Freust Du dich jetzt auf die Hallenrückrunde oder bist Du gedanklich schon eher in der Feldsaison?
T: Ja ich bin eigentlich schnell reingekommen und bin gedanklich auch voll da, weil ich schon Bock habe die Rückrunde mitzuspielen. Habe echt Lust und versuche mich jetzt schnell auf das Niveau der Mannschaft zu spielen.
Vielen Dank für das Interview Tassilo! Der ganze Verein gratuliert Dir herzlich zu dieser besonderen Leistung. Du hast nun das letzte Wort für einen Neujahrgruß an alle DSDèr:
T: Echt ein großes Danke nochmal für die Unterstützung, die ich bzw. wir vom Verein bekommen haben. Ich wünsche allen DSDern ein frohes und sportlich erfolgreiches Jahr 2024! Ich hoffe Ihr unterstützt uns Alle weiterhin bei dem Rennen um den Aufstieg in der Halle aber auch auf dem Feld, so wie immer. Bis bald!